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„Die Kunst, sich zu verlieren“ - im englischen Original: „A field guide to getting lost“ von Rebecca Solnit ist ein autobiographischer Roman, in dem die Schriftstellerin, Publizistin und Aktivistin immer wieder Bezug auf reale Orte und ihre Geschichten nimmt. Die Reichhaltigkeit und Vielschichtigkeit ihrer Beobachtungen sind immens. Die in Assoziationsketten gut recherchierten kleinen Geschichten mäandern durch die amerikanische Landschaft, die Geschichte und die Erinnerungen - bis Solnit zum Ende am Ort ihrer eigenen Kindheit ankommt. Von wo aus sie mit einer gänzlich, durch das Leben veränderten Perspektive zurückblickt.
Solnit beginnt mit einer Analogie des räumlichen Verstehens, des sich Zurechtfindens und des sich Verirrens in der Wildnis. Immer wieder greift sie auf Dichterinnen, Denker und Künstlerinnen zurück, die sich mit der Frage der Entgrenzung, des Verlusts, des Verlorenseins und des Wiederfindens beschäftigen, so zitiert sie Thoreau: „Verliere die ganze Welt, verliere dich in ihr und finde deine Seele.“ Auf ihrer Reise macht Rebecca Solnit sich auf die Suche nach Familiengeschichten und entlarvt einen Mythos: Sie beschäftigt sich mit der Eroberung der USA, die „zwar erobert, aber nie wirklich entdeckt wurden“ - anhand der Lebensgeschichten von Personen, die sich in der indigenen Kultur der USA verloren und/oder wiedergefunden haben. Solnit springt mit diesen Geschichten zum Beginn der europäischen Eroberung der USA.
Für die Autorin bedeutet das Verlieren zweierlei: Dinge zu verlieren habe damit zu tun, dass das Bekannte verschwindet; sich selbst zu verlieren damit, dass Unbekanntes auftauche. Verliert man sich selbst, ist die Welt größer geworden als das Wissen, das man von ihr hat. Der Wegweiser kann vielleicht auch als ein Reiseführer durch die wunderschönen kargen Wüstenlandschaften der USA gelesen werden - aber auch als ein Hinweis, dass das schwer zu ertragende Unbekannte zum Leben unabdingbar dazu gehört und im mutigen und kompromisslosen Einlassen auf die Terra incognita des Lebens echter persönlicher Fortschritt entsteht.