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Katharina Adler – 1980 in München geboren – hat einen neuen Roman geschrieben. Er spielt in einem Münchner Mietshaus. Dort entfaltet sie ein schönes Kaleidoskop zusammen gewürfelter Menschen, die in irgendeiner Weise miteinander zurechtkommen müssen.
Da ist die Hauptfigur: Frau Iglhaut. Eine eher zurückhaltende Person, der es am liebsten wäre, alle blieben in ihrem Bereich und schauten nicht neugierig oder kommentierend auf ihre Nachbar_innen und da sind die Anderen: Datingjunkies, Postkartensammler_innen, Marihuanazüchter_innen und Kreuzworträtselhauptpreisgewinner_innen, Handleser_innen: eine skurrile Hinterhofnachbarschaft.
Der Titel des Romans „Iglhaut“ fasst Charakter und Verfasstheit der Protagonistin zusammen: irgendwie stachelig, aber auch hautfreundlich. Die „Iglhaut“ hat eine Werkstatt, sie restauriert und repariert alles was mit Holz zu tun hat. Unfreiwillig wird sie zur Beobachterin und Ratgeberin aller Hausbewohner_innen. Und wie im Film „Das Fenster zum Hof“ bekommt sie – ohne dass sie das will – alles mit, was im Haus passiert. Begleitet wird sie von einem Hund namens „Kanzlerin“ – übrig geblieben vom Vorbesitzer.
Es sind Menschen die ihr Leben leben, ohne dass sie den Modellen „Ich bin wer, oder ich werde wer sein“ entsprechen. Sie tauschen, tratschen, schauen auf ihren Vorteil und blicken mit Empathie auf die anderen. Es prallen unterschiedlichste Sprachmilieus aufeinander. Mitunter etwas „chatschnell“, aber interessant.
Die Figur, die Katharina Adler geschaffen hat, überzeugt durch die Sturheit in ihren Überzeugungen mit der sie sich durchs Leben schlägt. Die Liebe und das Geschäft sind eher das marode Holz in ihrem Leben.
Der Roman ist zum einen wegen der so lebendig erzählten Frauenfigur lesenswert. Zum anderen ist das Zusammenhalten von Menschen in prekären Situationen wunderbar beschrieben: Niemand wendet sich ab, es geht eben auch zusammen.
Damit steht dieser Roman gegen Individualisierung und Ausgrenzung, aber auch für Parteilichkeit in Gewaltverhältnissen.